Holz ABC

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Coigue

(keine Normkennzeichnung)
Botanische Bezeichnung Nothofagus spp., Familie Nothofagaceae
Verbreitung Chile, Neuseeland, Neuginea
Weitere Handelsnamen Rauli, Roble, Chilean Beech

Kurzbeschreibung

Die mit den Rotbuchen (Fagus) verwandte Gattung Nothofagus ist im südlichen Teil von Südamerika, im südlichen Austra­lien, in Neuseeland und am artenreichsten in Papua-Neuguinea verbreitet. Es kommen dort Arten vor, deren feinporige Höl­zer sich farblich sowie in den technischen Eigenschaften weitgehend ähneln und eine überregionale Bedeutung erlangen konnten.

Für den europäischen Markt sind es überwiegend die südamerikanischen Hölzer, wie das hier hauptsächlich beschriebene Coigue, daneben das Rauli und das bereits im Merkblatt 56 behandelte Lenga, die teilweise eine schon stärkere Beachtung als Austausch für Kirschbaum fanden. In diesem Merkblatt werden, neben Coigue, die ebenfalls chilenischen Hölzer Rauli und Roble, aus Neuguinea die Papua-Neuguinea Beech sowie aus Neuseeland die Silver Beech angesprochen.

Coigue = Nothofagus dombeyi;
Rauli = Nothofagus procera;
Roble = Nothofagus obliqua;
Papua-Neuguinea Beech = Nothofagus grandis u. a.;
Silver Beech = Nothofagus menziesii;

Stammform

Astfreie Längen bis 18 m, überwiegend um 10 m bis 15 m mit Durchmessern bis 1,3 m (in Chi­le), bis 1,8 m in Papua-Neuguinea; teils mit Wurzelanläufen und Spannrü­ckigkeit.

Farbe und Struktur

Splint auch innerhalb der Art von un­terschiedlicher Breite, oft um 4 cm bis 7 cm und gelblich grau bis rosagrau. Kernholz vom Splint nicht immer deut­lich abgesetzt, blaß rosa bei Coigue, bis rosabraun in den anderen Arten. Mark­flecken möglich. Nach Farbe und Struktur können Hölzer von Birke, Birnbaum, Erle, Kirsche, nordameri­kan. Red Gum und Rotbuche den Nothofagus-Arten sehr ähnlich sein.

Zuwachszonen bei allen südamerikani­schen Arten durch dunkleres und schmales Spätholz erkennbar, eine fei­ne radiale Streifung und tangential eine leichte Fladerung hervorrufend; bei den neuseeländischen Hölzern über­ wiegend schwächer ausgebildet und bei den aus Neuguinea undeutlich oder fehlend.

Poren zerstreut und fein, nur auf gut geglätteten Flächen noch schwach er­kennbar; häufig durch dünnwandige Thyllen verstopft. Holzstrahlen klein und auf radialen Flächen nur Spiegel unter 1 mm Breite bildend (im Gegen­ satz zu den großen der verwandten Rotbuchen). Speicherzellen sehr sel­ten und das Holzbild nicht beeinflus­send. Faserverlauf überwiegend ge­rade, nur teils leicht wellig; ohne Wechseldrehwuchs.

Gesamtcharakter

Gleichmäßig strukturierte Hölzer, oft porenlos er­scheinend und von überwiegend hell-rötlicher braunerärbung, deren Holz­bild überwiegend vom unterschiedli­chen Früh- und Spätholz bestimmt wird.

Abweichungen

Von sehr alten Bäumen stammende Hölzer können durch Rotkern, wie bei Rotbuche, und durch Innenfäule geschädigt sein.

Handelsformen

Rundholz von Coigue und Rauli ab 0,5 m Durchmesser und 3,6 m Länge; Schnittholz aller Arten in handelsübli­chen Abmessungen; Furniere gemessert (6–7–10 mm); Platten als Importware möglich.

Eigenschaften

Mäßig schwere Hölzer, deren Gewicht zwischen Erle und Ahorn schwankt und sich entsprechend beim Einschnitt und der weiteren Verarbeitung verhalten; gehobelte Flächen, Profile sowie Boh­rungen sind glatt und mit mäßigem Kraftaufwand herstellbar. Alle Arten sind messer- und schälbar. Nägel, Schrauben und Leime halten gut. Auf­grund eines hohen Tanningehaltes er­ geben alkalische Leime und Eisenme­talle bei Feuchtigkeit, z. B. beim Einschnitt, graue bis schwarze Ver­färbungen. Die Schwindungswerte sind mäßig groß bis groß und in tangentia­ler Richtung von den radialen Werten stark unterschieden. Durch diese Werte und die den Feuchteaustausch hem­mende Verthyllung wird vor allem die technische Trocknung erschwert; so kann es, neben

Rissbildung und Verziehen, auch zum Verschalen und Zell-Kollaps kommen. Das Stehvermögen größerer Längen und Stärken ist bei Feuchteschwan­kungen, besonders bei Roble und Coigue, gefährdet und ein Riftschnitt erforderlich. Die Widerstandsfähigkeit der Kernhölzer gegen Pilzbefall kann innerhalb einer Art deutlich schwan­ken; sie reicht insgesamt von nicht- bis mäßig dauerhaft, die eine Ver­wendung irn Außenbau auf nieder­schlagsfreie Stellen begrenzt, zumal durch die oft nur schwer erkennbare Kern-Splintgrenze eine ungewollte Mit­verwendung des sehr empfindlichen Splintes erfolgen kann. Gut verkerntes Rauli und Roble sind in dieser Gruppe die noch widerstandsfähigsten Arten.

Gewicht frisch 900 kg/m³
Gewicht lufttrocken 550 kg/m³
Druckfestigkeit u12-15 50 N/mm²
Biegefestigkeit u12-15 86-100 N/mm²

Oberflächenbehandlung

Davon ausgehend, daß eine Ver­wendung nur im nicht bewitterten Be­reich erfolgt, sind nach einem Schliff mit feiner Körnung alle Nothofagus-Hölzer nach jeder Technik und mit al­len Mitteln, Polituren eingeschlossen, zu behandeln. Das gleiche gilt für färbende Metho­den. Zu beachten ist, daß bei alkali­schen Mitteln ein Nachdunkeln zu erwarten ist; in jedem Falle sollten Probeteile angefertigt werden.

Verwendungsbereiche

Coigue und verwandte Arten sind als Vollholz dort einzusetzen, wo die hohen Schwindungswerte ohne Be­deutung sind oder aufgrund der ge­ringen Dimension und stabiler Feuch­teverhältnisse ohne nachteilige Aus­wirkung bleiben: für Möbelteile (Füße, Lisenen, Stollen, kleine Schubkästen und Knöpfe oder Griffe), Drechslerar­beiten, Schnitzereien und Spielzeug; die Hauptverwendung erfolgt als Fur­nier: für Innenflächen, Möbelfronten und Vertäfelungen oder als Kirsch­baum gebeizt {Coigue); starke Stämme werden in den Herkunftsländern auch für Furnierplatten geschält.

Austauschhölzer

In Abhängigkeit von Farbe und Dichte für Birke, Birnbaum, Erle, Kirschbaum, Rotbuche und nordamerikan. Red Gum (Liquidambar).

Anmerkungen

In den Verbreitungs­gebieten der Gattung Nothofagus wer­den von dieser noch zahlreiche ande­re Arten genutzt, wie z. B. in Neu­seeland: Red Beech (N. truncata) und Hard Beech (N. fusca), in Papua-Neuguinea: P. N. G. Beech (N. perryi, N. rub­ ra u. a.), in Tasmanien: Myrtle (N. cun­ ninghamia) und in Chile: Guin­do (N. betuloides) sowie Nire oder Südbuche (N. antarctica), eine win­terharte und auch gärtnerisch in Euro­pa verwendete Art.

Literatur

Eddowes, P.: Commercial timbers of Papua-Newguinea. - For. Prod. Res. Center Boroko/P. N. G., 1977.

Gottwald, H.: Handelshölzer. - Fer­dinand Holzmann-Verlag, Ham­burg, 1958.

Gottwald, H., Schwab, E. & Willeitner, H.: Lenga. Holzeigenschaftstafel in Holz als Roh- und Werkstoff 40, 1, 1927, Berlin, 1982.

Farmer, R. H.: Handbook of Hardwoods. - B. R. E. Princes Risborough/ GB, 1972.

Miedler, K. & Prütz, G.: Mechan.-tech­nolog. Untersuchungen von zwei weite­ren chilenischen Nutzhölzern. - Ko­lonialforstl. Mitt., Neumann, Neu­damm, 1940.

Ressel, J. & Welling, J.: Das Trocknungsverhalten des Holzes Coigue 2. - Holz- und Kunst­stoffverarbeitung 3: 246-247, Stutt­gart, 1987.

Quelle: GD Holz